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Schulprojekt in Neuzelle: Luther wird mit Thesen gefüttert

Janet Neiser berichtet am 6.10.2016 in der MOZ zum Schulprojekt am Gymnasium im Stift Neuzelle.

Neuzelle (MOZ) Bald schon werden Besucher der evangelischen Kirche in Neuzelle auf Martin Luther, Abt Martinus Graff, den Komponisten Johann Crüger und andere historische Berühmtheiten treffen. Die Figuren entstehen gerade im Rahmen eines Schulprojektes.

"Ich fand es toll, weil es was mit Kunst zu tun hat. Und außerdem mag ich Geschichte", erzählt Emily Gnädig aus der achten Klasse des Gymnasiums im Stift Neuzelle nach der stärkenden Mittagspause. Dieses Es, von dem sie redet, ist ein Schulprojekt, das Martin Groß, der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde, sowie die Restauratorin Dorothee Schmidt-Breitung angeschoben haben. Zum Reformationsjubiläum im kommenden Jahr sollten sich Schüler mit bekannten Personen auseinandersetzen, die für die Entwicklung der Kirche und des Neuzeller Klosters eine Rolle spielten und sowohl katholischen als auch evangelischen Glaubens sein können. "Wenn Schüler schon eine Schule inmitten einer Klosteranlage besuchen, dann sollten sie auch etwas Ahnung von Religion haben", betont Pfarrer Martin Groß. "Es wäre doch bedauerlich, wenn jemand hier lernt und beispielsweise die Kirchen vor Ort nicht kennt."

Beim Campus im Stift Neuzelle stießen sie schnell auf offene Ohren. Und offensichtlich auch bei den Schülern, die sich für dieses Vorhaben im Rahmen der Projektwoche entschieden haben. Die zehn jungen Damen und der eine junge Herr aus den achten bis elften Klassen werden heute beispielsweise Tonaufnahmen machen, in denen sie sechs historische Persönlichkeiten vorstellen. Dabei sind der Neuzeller Abt Martinus Graff, Bernhard von Clairvaux, einer der bedeutensten Mönche des Zisterzienserordens, der Habsburger Rudolph, Martin Luther, der Kirchenkomponist Johann Crüger sowie der preußische König Friedrich Wilhelm III., der das Kloster Neuzelle auflösen ließ.

Die Jugendlichen haben sich mit deren Leben und Wirken beschäftigt, dazu kurze Texte verfasst und sie werden in den kommenden Tagen auch noch deren lebensgroße Holzfiguren bemalen - mal modern, mal traditionell. Und beispielsweise bei Martin Luther wird es so sein, dass dort auch Kirchenbesucher an der Gestaltung mitwirken können. Denn alle diese Figuren werden Ende November in der evangelischen Kirche aufgestellt. "Sie kommen auf die Bänke", verrät Martin Groß und auch die Texte der Schüler werden zu hören sein. "Sie geben den Figuren sozusagen ihre Stimmen", zeigt sich Restauratorin Dorothee Schmidt-Breitung begeistert, die im Campus auch die AG "Denkmal aktiv" leitet. Und Luther wird nach und nach mit Thesen gefüttert.

"Das Projekt ist eine Herausforderung für die Schüler", glaubt der Pfarrer - wohlwissend, dass die meisten von ihnen mit Kirche nichts zu tun haben. Und dennoch ist er von dem religionsgeschichtlichen Vorhaben schon jetzt überzeugt. Denn die Jugendlichen sind seit Anfang der Woche mit Spaß und Engagement dabei. "Mir gefällt es vor allem, weil man hier kreativ sein kann", betont Achtklässlerin Luise Nickel.

Die Arbeitsmaterialien haben die Schule und die evangelische Kirchengemeinde finanziert - eine Investition, die gut angelegt ist. Denn die Figuren und das Wissen über ihr Leben und Wirken sollen nicht nach ein paar Tagen in irgendeiner Kammer verschwinden, sondern auch noch zum Revolutionsjubiläum 2017 und 2018 zur Erinnerung an den ersten evangelischen Gottesdienst in Neuzelle vor 200 Jahren Einheimische und Besucher begrüßen und nachdenken lassen.

Quelle: Janet Neiser, MOZ, 06.10.2016, http://www.moz.de/details/dg/0/1/1520629/